Mit der Ermutigung können wir auch schon die kleinsten Kleinigkeiten von Bemühungen anerkennen. Aus meiner Sicht gehen Ermutigung und Wertschätzung Hand in Hand, da Ermutigung gleichzeitig die Wertschätzung gegenüber der Person, die ich ermutigen möchte, voraussetzt. Was ich konkret mit Ermutigung und Wertschätzung meine sowie wir sie als Eltern leben können, erzähle ich in diesem Artikel.
Wie meine Kindheit mich unwissentlich zur ENTmutigerin meiner Kinder machte
Früher war ich mir nicht bewusst, wie mein Verhalten zur Entmutigung meiner Kinder beigetragen hat, auch wenn ich dachte, ich würde sie damit ermutigen und bestärken. Vielleicht geht es dir auch so. Ich bin zu einer Zeit aufgewachsen, zu der mir von meinen Eltern und meiner Umwelt vermittelt wurde, dass Fehler etwas Negatives haben und diese daher unbedingt vermieden werden sollten. Es war mir sehr lange Zeit nicht bewusst, doch als Resultat habe ich daher versucht immer alle Fehler zu vermeiden und wollte alles perfekt machen. Wenn ich Fehler gemacht habe und wir alle machen Fehler, das gehört nun mal zum Mensch sein dazu, war mir das so peinlich und unangenehm. Das Zugeben von Fehlern, insbesondere meinen eigenen Kindern gegenüber, vermied ich. Dabei war mir allerdings nicht klar, dass ich dadurch aus der Sicht meiner damals jungen Kinder zu einem Übermenschen ohne Fehler wurde. Dieses führte wiederum dazu, dass sich meine Kinder dadurch dachten, ich wäre unfehlbar und es mir gleichzutun wäre unmöglich. Dadurch waren sie entmutigt, was sich auf ihr Selbstbild und Selbstwertgefühl, aus meiner Sicht, unerwünschte negative Auswirkungen hatte, die mir heute noch auffallen. Wie kann jemand sich mutig genug fühlen Dinge auszuprobieren, wenn sein Vorbild scheinbar immer alles richtig macht?
Was passiert in unseren Kindern, wenn wir für sie scheinbar perfekt sind
Erst als ich gelernt habe, wie sich mein Verhalten, auf das meiner Kinder sich auswirkte, verstand ich, wie wichtig es ist zu zeigen, wenn ich einen Fehler gemacht habe und auch zu teilen, was ich eventuell aus diesem Fehler gelernt habe oder zuzugeben noch nicht zu wissen, was ich hätte anders machen können, um ein anderes Ergebnis zu erzielen. Aus diesem Grund sage ich gerne, ich bin eine ehemalige Perfektionistin auf dem Weg der Besserung. Ein alter Glaubenssatz von mir ist „ich darf keine Fehler machen und muss perfekt sein“. Insbesondere in Bezug auf meine Elternschaft stand mir dieser Glaubenssatz im Weg. Zum Glück habe ich ihn irgendwann erkannt und mit Unterstützung umformuliert. „Ich darf Fehler machen und aus ihnen lernen. Ich mache immer alles nach meinem Bestmöglichen. Ich lerne dazu und darf meine Meinung und mein Verhalten ändern.“
Was also bedeutete Wertschätzung und Ermutigung nun wirklich
Wertschätzung bedeutet gemäß dem DUDEN-Eintrag Ansehen, Achtung; Anerkennung, hohe Einschätzung.
Für mich bedeutet Wertschätzung vor allem, dass ich mein Gegenüber so nehme wie er ist. Jeder Mensch ist wertvoll.
„Ermutigung nach Positive Discipline und der Individualpsychologie bedeutet, das Interesse und die Anstrengung des Kindes zu würdigen. Ermutigung heißt: Ich habe Interesse an dir und Vertrauen in dich. Ich sehe, was du selbst möchtest und kannst. Ich sehe deine Bemühungen, deine Anstrengung, deine Lösungsversuche. Das hilf dem Kind, bei Schwierigkeiten und Frustrationen dranzubleiben.“
Ein Auszug aus Lichtblick, dem Magazin für praktizierte Individualpsychologie, Heft 101, Seite 19/20.
https://www.vpip.de/Lichtblick-Alfred-Adler.pdf
Vielleicht denkst du jetzt, das ist leicht gesagt und gar nicht einfach umzusetzen. Damit hast du vollkommen recht. Niemand sagt, es ist immer einfach. In meinem Fall habe ich bestimmte Handlungsweisen, Strategien und Glaubenssatze bereits Jahrzehnte genutzt, um durchs Leben zu gehen. Also kannst du dir vorstellen, wie herausfordernd Veränderung sein kann. So schließt sich der Kreis.
Ermutigung für ALLE
Ermutigung ist nicht nur für Kinder wichtig, sondern auch für uns Eltern. Das ist besonders wichtig, wenn wir unsere Erziehungskompetenzen versuchen zu erweitern und oder zu ändern. Wir dürfen dabei nachsichtig mit uns selber sein und uns immer wieder ermutigen, z.B. in dem wir anerkennen, wenn uns etwas nicht so gelungen ist oder gelingt, wie wir es eigentlich machen wollen. Dann möchte ich dich ermutigen. Schaue auf die Male wo du es bereits schaffst und dir wird auffallen, es gelingt dir immer öfter so zu handeln oder zu reagieren wie du es dir wünschst.
Zum Abschluss zur Ermutigung an dich noch eine Situation aus meinem Leben. Ich kann nicht einmal mehr genau sagen, wie es dazu gekommen ist, außer, dass alle beteiligten bereits müde waren. Hier am Rande, gerade in Stresssituationen fallen wir in alte Muster zurück.
Mein jüngstes Kind (12 Jahre) beschimpfte mich etwas über 5 Minuten mit aus meiner Sicht unschönen und verletzenden Worten. Eigentlich wollten wir gemeinsam unsere Zähne putzen. Wir hatten uns den Tag über kauf gesehen, da es sein Tag bei Papa war. Daher wollte ich gerne einen Moment mit ihm in einem Raum gemeinsam anwesend sein und einfach seine Präsenz genießen. Wie sich erahnen lässt, ging unser Abend nicht friedvoll wie ich es mir vorgestellt hatte zu Ende. Er stieß sich beim Holen seiner Zahnbürste den Kopf am Waschbecken und mein rempelte gleichzeitig meinen Arm an. Ich sagte „Aua“ und darauf hin, ging es los. Er schrie, ich habe mir den Kopf gestoßen und dich nur leicht berührt und ging dann schnell aus dem Badezimmer während er mit den Beschimpfungen startete. Ich war erstmal völlig perplex. Ich hatte gar nicht „Aua“ gesagt, da er mich angestoßen hatte, sondern weil er sich den Kopf gestoßen hatte aus Empathie. Ohne groß auf weitere Einzelheiten einzugehen, kann ich sagen, ich war getriggert und bin wieder in alte Muster verfallen. Ich war an dem Abend nicht in der Lage so ruhig und gelassen zu reagieren, wie ich es mir gewünscht hätte. Gleichzeitig dar ich auch nachsichtig mit mir und meinem Sohn sein (auch er war in alte Muster gerutscht), den ich arbeite an meinem Erziehungsverhalten erst seit Jahren, nachdem ich festgestellt habe, so wie ich erzogen wurde, möchte ich selber nicht weiter meine Kinder beim Aufwachsen begleiten. „Erziehungsmethoden mit Belohnung und Bestrafung“ helfen Kindern nicht auf Dauer, um aus sich heraus an sich selber zu glauben und auch in herausfordernden Zeiten in sich selbst zu vertrauen.
Schreibe mir gerne deine Gedanken und Anmerkung in die Kommentare.